Anonyme Skulptur

Kunststoff, Holz, Lack, Metallnägel
100 x 50 x 7 cm

Der Begriff der anonymen Skulpturen wurde 1969 von Bernd und Hilla Becher geprägt. Für sie stellt das betont sachliche Foto einen Ersatz für diese anonymen Skulpturen dar, welche im Jahr 1990 im Fokus der 44. Biennale von Venedig standen. Die typologisch geordneten Fotografien wurden von der internationalen Jury als Skulpturen wahr- genommen und so kam es, dass dem Künstlerehepaar Becher der goldene Löwe für Skulptur übergeben wurde. Der Ausdruck anonym bezeichnet im Falle der Industrieobjekte den unbekannten Erbauer, welcher weniger die äußerlichen Qualitäten als die optimale Erfüllung der Funktion in den Vordergrund stellt; es handelt sich hierbei um das Verhältnis Ästhetik versus Funktion. Mit Skulptur ist eine der klassischen Kategorien der bildenden Kunst angesprochen. Bernd und Hilla Becher produzierten in ihrem Werk jedoch keine Skulpturen im herkömmlichen Sinn, sondern fotografierten lediglich diese Objekte. Hierbei stellt sich die Frage, ob die tatsächlichen Architekturen anonymen Skulpturen entsprechen oder erst die Fotografie diese dreidimensionalen Objekte in anonyme Skulpturen transformiert.

In meiner künstlerischen Auseinandersetzung mit Bernd und Hilla Becher produziere ich drei übereinander auf Abstand fixiert liegende Ebenen aus Holz und Plexiglas, die mit 19032 losen Stahlnägeln miteinander verbunden sind. Die losen Nägel heben oder senken sich, je nach Oberflächenbeschaffenheit des Untergrunds und ermöglichen es damit, ein dreidimensionales Abbild zu erschaffen. Entscheidend für meine Herangehensweise ist die Art und Weise der Künstler, wie sie diese anonymen Skulpturen ins Bild gesetzt haben. Das Objekt befand sich im Zentrum ihrer Plattenkamera, ohne jegliche Verzerrung der Perspektive, meist frontal, ohne Unteroder Aufsicht, aufgenommen bei möglichst wolkenlosem Himmel, ohne Schatten in diffusem Licht und ohne Menschen. Alle Abbildungen sind in Schwarz-Weiß fotografiert, da die Farbe laut eigener Aussage beider Künstler von den plastischen Formen ablenken würde und die Objekte so in einer ruhigen Klarheit erscheinen. Das von mir produzierte Werk versucht den eben genannten Richtlinien bzw. Kriterien der Künstler zur Erschaffung einer anonymen Skulptur, gerecht zu werden Äußerliche Qualitäten sowie die Umgebung eines Objektes werden vollkommen ausgeblendet Durch die Position der Nagelköpfe in verschiedenen Ebenen ist lediglich die Form des Objektes wahrnehmbar.

Die Arbeit „Anonyme Skulpturen“ beschränkt sich allein auf die formale Qualität von ausgewählten Objekten und eröffnet somit einen neuen Blickwinkel, der Platz für völlig neue Assoziationen in einer gewohnten Bilderwelt schafft.